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Vom Hund der Ureinwohner zum „Lion Dog“

obschernicatpeter

1652 erreichten die ersten weißen Siedler das Kap und auch sie berichteten von den Hunden mit dem seltsamen Rückenkamm. Insbesondere bewunderten sie deren Mut gegenüber Raubtieren und schnell stellten fest, dass diese Hunde unter den dortigen Umweltverhältnissen den aus Europa mitgebrachten Hunden weit überlegen waren. So übernahmen sie diese Hunde von den ‚Koikhoi’, wie sich die Ureinwohner selber nannten, und nutzten sie als aufmerksame und furchtlose Wächter von Hof und Vieh, als treue Begleiter und als wendige und ausdauernde Jagdgehilfen. Durch Vermischung und bewusste Kreuzung von Koikhoi-Hunden mit den aus Europa mitgebrachten Hunden, entstand ein „südafrikanische Hund der weißen Siedler“, der ähnlich zäh und ausdauernd wie die ursprünglichen Koikhoi-Hunde, jedoch wesentlich größer war. Diese Hunde waren im Aussehen sehr uneinheitlich, meist jedoch einfarbig rotbraun oder braun-gestromt, teils braun-weiß gescheckt, im Fell glatt oder rauhaarig, je nachdem welche Rassen- bzw. Kreuzungstiere zueinander fanden oder bewusst als Elterntiere ausgesucht wurden. Die Nachkommen waren eher zufälliger Natur oder Produkte dessen was man hatte, doch viele von ihnen besaßen einen Rückenkamm.Getrost dürfen wir annehmen, dass die Siedler der damaligen Zeit, egal ob portugiesischer, britischer oder besonders häufig niederländischer Herkunft, dieser Laune der Natur nur wenig Beachtung beimaßen; für sie zählte einzig und allein die Brauchbarkeit dieser Hunde im Alltag.


In der Folge drangen die kolonialen Siedler aus den ursprünglichen Siedlungsgebieten der Kap Region und entlang der Küstenlinien immer weiter nach Osten und Nordosten ins Hinterland vor. Ihre Hunde zogen mit ihnen. Besonders starke Verbreitung erfuhr diese „Hunderasse“, als niederländisch-stämmige Buren, vor der britischen Krone fliehend und ihrem Unabhängigkeitswillen folgend, im „großen Treck“ von 1836-1844 weit nach Norden und Nordosten in die Region des heutigen Pretoria bis in das südliche Zimbabwe zogen. Abbildungen von „Verkerdehaar“-Hunden (was soviel bedeutet wie „verkehrt herum Haar“), wie diese die Buren auf ihrem großen Treck begleiteten, sind auf dem großen Wandrelief im „Voortrekker Museum“ in Pretoria zu sehen. Sie belegen die Wertschätzung der Siedler für Ihre Hunde.


1879 brachte der Missionar Charles Helm zwei solcher Ridgehunde namens Lorna und Powder, aus Swellendam in der Kap-Region nach Matabeleland in Südrhodesien, dem heutigen Zimbabwe. Er gründete und leitete dort eine Missionsstation in der unmittelbaren Nähe des späteren Bulawayo, und beherbergte häufig Reisende und reiche ausländische „Gäste“, die auf der Suche nach Abenteuer und zur Jagd auf Löwen, Büffel und Elefanten gegen Ende des 19.Jahrhunderts zahlreich in das geheimnisvolle Afrika gelockt wurden. Begleitet und geführt wurden diese „frühen Safaritouristen“ von erfahren und ortskundigen Großwildjägern, deren Ruhm zu damaligen Zeit mit dem von heutigen Popstars und Schauspielern zu vergleichen ist. So wurde auch der legendäre Großwildjäger Cornelius van Rooyen auf die Ridge-tragenden Hund des Missionars aufmerksam. Kurzerhand lieh er sich diese Hunde zur Jagd aus und weil er sie für „bestens geeignet für die Großwildjagd“ befand, übernahm er fortan Ridge-tragende Hunde als Zuchttiere und für seine bislang „europäisch-geprägte“ Jagdmeute.

Insbesondere bei der Jagd auf Großkatzen, zumeist Löwen, erwiesen sich diese Hunde als äußerst geschickte und wendige Jäger. Dabei war es nie ihre Aufgabe mit Großkatzen zu kämpfen, sondern vielmehr das Wild aufzuspüren, in der Meute zu stellen und durch Umkreisen und Scheinangriffe so lange zu beschäftigen und an der Flucht zu hindern, bis der Jäger herbeieilen und die Katze durch den Schuss erlegen konnte. Hunde die nicht wendig oder vorsichtig genug waren, den Pranken der Raubkatzen auszuweichen, überlebten nicht. Dabei war der Verschleiß in van Rooyen’s Meute aus heutiger Sicht unerträglich hoch, - von mehreren Dutzend Hunden pro Saison wird berichtet. Diese harte Selektion wirkte sich auf das Aussehen der Hunde aus, und führte zu Charakterzügen, die sich bis heute erhalten haben.


Cornelius van Rooyen züchtete diese Ridge-tragenden “Lion Dogs“, oder „van Rooyen-Dogs“ wie sie auch genannt wurden, über einen Zeitraum von 35 Jahren und kreuzte sie mit verschiedenen europäischen Jagdhunderassen. Genaue Aufzeichnungen hierüber sind leider nicht überliefert, aber es wird angenommen, dass neben Doggen, auch Bloodhound, Pointer und Retriever zum modernen Rhodesian Ridgeback beigetragen haben. Viele Geschichten und Legenden über den außergewöhnlichen Mut und die Treue der Lion Dogs stammen aus jener Zeit und C. van Rooyen verstand es, dem Verlangen der kolonialen Weltöffentlichkeit nach einem geheimnisvollen, wilden Afrika in einer Zeit großer Entdecker, Abenteurer und Großwildjäger, nicht zuletzt mit seinen Hunden zu entsprechen.

C. van Rooyen verkaufte und verschenkte viele Hunde an andere Jäger und Züchter. So auch an Graham Stacey, der auf einer Farm in der Nähe von Bulawayo lebte und von dem Francis Richard Barnes 1910 seinen ersten “Löwenhund“ erwarb.




 
 
 

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